Die Maschine kontrollieren: der Fachbereich Computerwissenschaften
Blasse Haut, sozial zurückgezogen und die Augen stets tief in den Bildschirm vergraben. Auch heute noch haben viele dieses Bild vor Augen, wenn sie an Informatik-Studierende denken. Dass das Image des vermeintlichen Computer-Nerds jedoch nichts mit den tatsächlichen Arbeitsstrukturen von heutigen Informatiker*innen zu tun hat, erklärt uns Univ.-Prof. Dr. Andreas Uhl. Wir haben den Deputy Head of Department des Fachbereichs Computerwissenschaften zu einem Interview getroffen, um zu erfahren, was es heißt, an der Universität Salzburg Informatik zu studieren.
Mit dem Fortschritt der Technik und der voranschreitenden Digitalisierung in vielen Lebensbereichen steigt die Nachfrage nach Kompetenzen im IT-Bereich. Eine entsprechende Ausbildung auf diesem Gebiet, wie es der Fachbereich Computerwissenschaften an der Universität Salzburg bietet, ermöglicht nicht nur beste Berufschancen, sondern darüber hinaus spannende, interdisziplinäre Forschungsfelder. Was es dazu braucht? Die Fähigkeit logisch zu denken, Kreativität und vor allem Leidenschaft.
Mehr als nur Bildschirm und Tastatur – Interesse für Informatik schaffen
Viele junge Menschen interessieren sich für Computer. Doch nur ein bestimmter Teil davon sieht in einem Rechner, Smartphone oder Laptop mehr als den Zugang zu Facebook, Word und Online-Games. Geht das Interesse über reine Anwendungskenntnisse hinaus, kann ein Informatikstudium die richtige Wahl für den weiteren Ausbildungsweg sein. Nicht zuletzt auch deswegen, weil unzählige Unternehmen, so Andreas Uhl, nach qualifizierten Fachkräften in diesem Kompetenzbereich suchen. Diesem Trend folgen auch höherbildende Schulen österreichweit. Informatik ist bereits seit langem fester Bestandteil des Unterrichtsplans. Ziel ist es, dass Schüler*innen schon in jungen Jahren entsprechende Basiskenntnisse in diesem Bereich erwerben.
Damit dies gelingt, braucht es Lehrkräfte, die zeigen, dass der Kompetenzbereich von Informatiker*innen nicht bei Excel endet, hebt Andreas Uhl hervor. Daher ist es wichtig, dass Studierende des Lehramts Informatik an der Universität Salzburg zunächst fachliche Expertise erwerben, ehe es an die eigentliche Planung des Unterrichts geht. Ein ebenfalls attraktives Angebot hinsichtlich dieser Thematik ist das so genannte MINT-Programm. Hiermit möchte man junge Menschen dazu inspirieren, sich mit den vielfältigen Angeboten aus den Bereichen Mathematik (M), Informatik (I), Naturwissenschaften (N) und Technik (T) in Salzburg auseinanderzusetzen.
Anmerkung: Übrigens meinen Computerwissenschaften und Informatik, dies stellt auch Andreas Uhl klar, an der Universität Salzburg dasselbe. Computerwissenschaften ist die Bezeichnung für den Fachbereich, was auch historisch angelegt ist, da das erste Informatik-nahe Studium in Salzburg Themenfelder wie Naturwissenschaften und Physik beinhaltet hatte. Heute entsprechen die Informatik-Studien hingegen dem allgemeinen Verständnis und sind auch entsprechend benannt. Geblieben ist der Name des Fachbereichs.
Enter the Matrix – Einstieg in das Informatikstudium
Ein Informatikstudium an der Universität Salzburg setzt zu Beginn der Ausbildung keine tiefergehenden informatischen Vorkenntnisse voraus. Besteht Interesse an der Materie und der Wille, sich damit bewusst zu beschäftigen, ist das vollkommen ausreichend, so Andreas Uhl. Dies liegt auch daran, dass sowohl das Lehramtsstudium als auch das Fachstudium Informatik so aufgebaut sind, dass beginnend mit den Grundlagen, Studienanfänger*innen ein fundiertes Fachwissen vermittelt wird. So entsteht eine Informations- und Wissensbasis, die für das Verständnis vieler verschiedener Aufgabengebiete ausschlaggebend ist.
Die wohl wichtigste Elementardisziplin ist dabei der Erwerb von „Schnittstellenkompetenz”, wie es Andreas Uhl formuliert. Datenstrukturen, Mathematik und Netzwerkanalysen sind essentiell, doch ist es noch viel wichtiger zu lernen, sich in unterschiedlichen Themenfeldern schnellstmöglich zurecht zu finden. Das ist deswegen entscheidend, weil Informatiker*innen oft computergestützte Lösungsstrategien für andere Forschungsdisziplinen entwickeln. Das Informatikstudium fordert neben einer gewissen Begabung vor allem auch zeitliche Ressourcen und eine gewisse Leidenschaft für das Fach ein, so Andreas Uhl. Persönliche Ressourcen müssen also wohl durchdacht verteilt werden.
Über Angebot und Nachfrage – Informatik studieren an der Universität Salzburg
In großen Städten, so beschreibt es Andreas Uhl, beeindrucken Universitäten meist aufgrund ihrer Größe (Stichwort „Massen-Unis“). Oft fehlt jedoch die Möglichkeit, auf Student*innen individuell einzugehen. Dies wiederum gelingt dem Fachbereich Computerwissenschaften an der Universität Salzburg, wo man auf qualitative Betreuungsverhältnisse setzt. Darüber hinaus erhalten Studierende einen Zugang zu fachübergreifenden Kompetenzbereichen und einer interdisziplinären Wissenschaftsszene. Dies schließt das Mitwirken an Publikationen ebenso mit ein wie die gemeinsame Arbeit mit Lehrkräften an internationalen Forschungsprojekten. Das derzeitige Angebot des Fachbereichs beinhaltet folgende Studiengänge:
- Bachelorstudium Informatik
- Masterstudium Informatik
- Lehramtsstudium Informatik & Informatikmanagement
- Joint-Master (Universität und FH Salzburg) Applied Image and Signal Processing
- Masterstudium Data Science
- Doktoratsstudium
Zusätzlich bietet die Universität Salzburg den Studierenden des Fachbereichs Computerwissenschaften ein breites Spektrum an Wahlfächern und Schwerpunktsetzungen. Das Lehrangebot wird zudem stets erweitert, wie man auch anhand der Zusammenarbeit (siehe Joint-Master Applied Image and Signal Processing) mit der Fachhochschule Salzburg sieht. Studierende erhalten dadurch unter anderem die Möglichkeit, an Lehrveranstaltungen der jeweils anderen Bildungseinrichtung teilzunehmen. So sollen forschungsnahe Perspektiven, wie sie die Universität bietet, um einen durch die Fachhochschule gebotenen wirtschaftlichen und auch industriellen Zugang ergänzt werden, erklärt Andreas Uhl. Ab Herbst 2019 wird dann ein weiteres Masterstudium (Human-Computer Interaction) angeboten, welches in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Salzburg entstanden ist.
Das Masterstudienprogramm Data Science wiederum fokussiert eine auf dem Arbeitsmarkt immer gefragtere Kombination aus angewandter Statistik, Data Analytics, Business Analytics und Intelligence sowie vielen weiteren Bereichen der Informatik. Zusätzlich thematisiert man auch rechtliche und ethische Grundlagen. Die Möglichkeit des Dualen Masterstudiums Data Science mit einer parallelen Anstellung bei Porsche Informatik in Salzburg (auch möglich für Studierende aus den Bereichen Informatik und Mathematik) gibt es ebenfalls. Seit dem Wintersemester 2016 können Student*innen im Rahmen des Doktoratskollegs Statistics and Applied Data Science im Bereich Data Science zudem auch promovieren.
Interdisziplinäre Tätigkeitsfelder am Fachbereich Computerwissenschaften
Wie schon zu Beginn des Interviews durch Andreas Uhl angemerkt, sind Informatiker*innen keineswegs Einsiedler*innen gleichzusetzen, die ihren Computer nur in Notfällen verlassen. Informatiker*innen müssen viel mehr Kommunikationsstärke und interdisziplinäre Handlungsbereitschaft beweisen, um in verschiedensten Tätigkeitsfeldern agieren zu können. Dies wird vor allem ersichtlich, als Andreas Uhl aktuelle Forschungsprojekte anführt.
Zu den Themenschwerpunkten zählen neben Robotik, Embedded-Systems und theoretischen Grundlagen der Informatik auch Biometrie.
Im Rahmen eines EU-Projekts arbeitet man derzeit beispielsweise an biometrischen Zugangssystemen, die unter anderem bei Grenzkontrollen zum Einsatz kommen und eigens dafür konzipierte Sensoren benötigen, die am Fachbereich entwickelt werden. Andreas Uhl hat hat zu diesem Themenschwerpunkt bereits mehrfach an interessanten Forschungsprojekten mitgewirkt und entsprechende Fachliteratur publiziert. Ein weiteres EU-Projekt fordert die Expertise des Fachbereichs hinsichtlich Hochleistungsrechensystemen. Die Forschungsgruppe Aerospace Research wiederum beschäftigt sich mit Flugverkehrsmanagement und -simulationen sowie drahtlosen Kommunikationstechnologien für den Luftraum. Und auch in der Medizin sind Informatiker*innen aktiv. Andreas Uhl selbst leitet ein Projekt, dessen Ziel die Integration von automatisierten Diagnosesystemen ist.
An dieser Stelle angekommen sind nun vielleicht einige von euch bereits Feuer und Flamme für ein Studium am Fachbereich Computerwissenschaften. Wer nun lernen möchte, wie es gelingt „Kontrolle über die Maschine auszuüben und die Maschine dazu zu bringen, das zu tun, was ich will“, wie es Andreas Uhl gegen Ende des Interviews bildhaft formuliert, findet hier alle nötigen Informationen.
Euer commUNIty-Redaktionsteam
Foto-Credits (Data Science, Automodell & Biometrie): Luigi Caputo